"Expressionismus, die Figur und ich"
Auf meinem Weg, als Malerin von der realistischen Malerei über impressionistische Ausdrucksformen bin ich vor vielen Jahren bei meiner eigenen Form des Expressionismus angekommen.
Am liebsten male ich Menschen. Der Körper und seine Sprache und die
Möglichkeit das Absurde daran zu finden faszinieren mich.
Wenn der Körper sich ausruht schweigt er noch nicht. Nicht den
erzwungenen Haltungen, oder den fast schon akrobatischen
Bewegungen schenke ich meine Aufmerksamkeit, mehr den zerstreuten,
entspannten, auch willkürlichen, jedoch spontanen. Hände und Füße,
Finger und Zehen ziehen mich ungeheuer an.
Meinen Stil in der Malerei wie in der Bildhauerei habe ich gefunden, doch will ich nicht in ihm gefangen bleiben. Im Rahmen meiner Ausdrucksformen variiere ich ihn, je nach Thema. Zum Beispiel in der Malerei: Die Farben werden wechseln, die Motive, das Material und die Gründe für sie werden sich ändern, denn ich kann, besonders als Künstler, nicht stehen bleiben.
Manche künstlerischen Themen bearbeite ich kurz, andere länger. Zum Teil handelt es sich bei meiner Arbeit um eine spontane Kunst, sei es bei der Malerei wie auch bei der Bildhauerei, dann aber wieder können sowohl meine Bilder wie meine Skulpturen Situationen aus meinem Leben ausdrücken.
Die bizarre Form, kann nie bizarr genug für mich als Malerin sein.
Doch zum größten Teil, entstehen meiner Bilder aus dem Wunsch etwas, als Malerin auszudrücken, das mich als mensch zu diesem Zeitpunkt bewegt. Die Figuren, die ich dafür benutze, sind je nach beabsichtigter Aussage entsprechend verzerrt, unvollständig oder zum bis zum Torso reduziert.
Wenn Hände, Füße oder andere Körperteile plötzlich übermässige
Proportionen bekommen, dann will ich Kraft, oder gar nur Ruhe damit
ausdrücken. Dagegen werden Köpfe ungewöhnlich stark verkleinert, mit
der Absicht die Beziehung zwischen dem Haupt und der Vernunft
hervorzuheben, um jeglichen Intellekt für den Augenblick auszuschalten.
In den meisten meiner Bilder erscheinen die Menschen alleine, und wenn
sie ein wenig entspannt erscheinen, sind sie trotzdem nicht gerade
glücklich in ihrer Einsamkeit. Doch diese Situation besteht nicht aus Mangel an anderen Mitmenschen, sondern aus dem Fehlen der gegenseitigen offenen Kommunikation unter ihnen.
Zur Verstärkung benutze ich oft die Farben um ihre inneren Dispositionen
herauszustellen. Und immer sind meine Menschen unbekleidet, als würde ich ihnen den Vorhang vor ihren Seelen aufziehen.
Das, was meine Augen sehen, verwende ich in der Malerei nur, um das,
was ich gefühlsmäßig wahrnehme, darzustellen.
Allerdings steht bei mir, als Künstler nicht immer unbedingt und prinzipiell diese Thematik Einsamkeit im Vordergrund, wie es in den Bildern aus den Jahren 1992, 93 und 94 zum Teil extrem geschah manchmal begleitet diese Einsamkeit nur am Rande ein anderes Kunstthema.
Gelegentlich sticht ein Geschlechtsmerkmal hervor, wie ein Symbol für
Weiblichkeit. Dann handelt es sich nur um eine Identifikation mit meinem
Selbst als Frau. Vermute ich.
Text, Ana de Medeiros; 1993
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